Freitag, 22. Juni 2012

Erstellen eines Buchcovers




Die Gestaltung eines Covers kann sehr unterschiedlich sein; jeder Grafiker hat dazu seine eigenen Mittel, Methoden und Vorgehensweisen. 
Dieses kleine "making of" zeigt, wie das Cover für eine Autoren-Kollegin entstanden ist. Viel Spass :)

Die Motivsuche


Die Wünsche der Auftraggeber sind oft sehr verschieden. Manchmal bekommt man als Grafiker nur ein paar Eckdaten und die vertrauensvolle Aussage: "Du wirst das schon machen".
Das Gegenteil davon ist, wenn der Auftraggeber so gestochen ins Detail geht, dass es fast unmöglich wird, seine Wünsche umzusetzen. Das Gute daran ist jedoch, dass man sich dann selbst keine Gedanken mehr über die Motivsuche machen muss.

Die Autorin des hier präsentierten Covers wünschte sich ein Buchcover mit Federn und Blut. Dazu sollte das Bild dunkel und düster wirken. Bei der Gestaltung gab sie mir freie Hand.

Jetzt hätte ich es mir ganz einfach machen können - eine Feder malen, darauf ein paar Tropfen rotes Blut abbilden und den Hintergrund schwarz gestalten (Beispiel). So ein Cover wäre allerdings sehr aussageschwach und würde den Leser kaum neugierig auf die Handlung eines Buches machen.

Ich brauchte also ein weiteres Motiv (neben Federn und Blut) - eine Besonderheit der Geschichte oder einen wichtigen Gegenstand, der ständig in der Handlung auftaucht. Ich erfuhr, dass der Schauplatz der Geschichte ein unterirdischer Tempel ist.

Tempel eigenen sich gut zum "neugierigmachen", denn sie sind mystisch, zauberhaft und geheimnisvoll.

Der Mensch ist ein Suchender, so sagt man. Er "sucht" demnach also auch nach Antworten. Dem Grafiker muss es also nur gelingen, dass sich im Kopf des Betrachters sofort eine Frage manifestiert, wenn er das Cover sieht.

Einen Tempel wollte meine Auftraggberin jedoch nicht auf dem Cover haben. Also überlegte ich weiter und kam auf die Idee, einen gepflasterten Boden abzubilden, unter dem sich dieser besagte Tempel befinden könnte. Zwischen den Fugen der Pflastersteine strahlt Licht hervor und lässt die Titel-Buchstaben (im oberen Drittel des Covers) erstrahlen. Dazwischen die gewünschten Federn. Sie werden ebenfalls von unten angestrahlt und fallen gerade zu Boden. Sie liegen also nicht irgendwo herum. So kommt Bewegung und Leben in das Bild.

Mit diesem Vorschlag war die Auftraggeberin einverstanden. Der erste Part - die Motivsuche - war damit erledigt.

Die Umsetzung 

 

Blut lässt sich nur sehr schwer auf einem dunklen Untergrund abbilden, denn Blut selbst ist dunkel und würde sich demnach kaum abheben. 

Deshalb werde ich es später in die Titelbuchstaben integrieren. Da ich den Titel hier aber nicht verraten darf, bleibt dieser Teil der Umsetzung für euch leider noch geheim. :)

Ich beginne also mit dem Pflaster. Hierzu habe ich an der Goitzsche in Bitterfeld ein Bild mit meiner Spiegelreflexkamera gemacht. Die richtige Kameraposition zu finden, war nicht einfach, denn man muss ständig die Vorstellung des fertigen Covers im Hinterkopf behalten. Das richtige Bild gelang mir schließlich 15 cm über dem Pflaster:

 

Als nächstes habe ich alles ausgeschnitten, was ich für das Cover nicht brauche:
 
Viel ist von dem Foto nicht übrig geblieben. Und der Rest wird nun verdunkelt. Für alle, die es selbst mal ausprobieren wollen, habe ich zwei Screenshots vom Grafikprogramm gemacht:




Im nächsten Schritt habe ich die Fugen zwischen den Steinen leuchten lassen. Um das ganze zu verstärken, habe ich Lichtstrahlen hinzugefügt:


Schließlich habe ich die Lichtstrahlen etwas weicher gemacht und die beiden Federn eingefügt:

 

Jetzt fehlt nur noch die Titelschrift.